Die Weiterbildung zum Facharzt dauert deutlich länger als in der Schweiz, aber die Australier lassen sich oft auch Zeit bei der Entscheidung und bevor sie die Facharztprüfungen antreten. Einige meiner Mit-Registrars waren Ende 30 oder älter.
Assistenzärzte werden in drei Stufen unterteilt:
- Intern: Arzt/Ärztin im ersten Jahr nach dem Staatsexamen, arbeitet unter strikter Supervision.
- RMO: Resident Medical Officer, Arzt/Ärztin ab dem zweiten Jahr bis zu einem beliebigen Erfahrungsjahr, entweder in Rotation im Krankenhaus, fest auf einer Abteilung oder ggf. am Anfang der fachspezifischen Weiterbildung. Gelegentlich bleiben Ärzte/Ärztinnen 5+ Jahre RMO, bis sie sich für eine Fachdisziplin entscheiden oder vom College aufgenommen werden. Arbeiten unter Supervision.
- Registrar: Erfahrener Arzt/Ärztin, meist in Weiterbildung, es gibt aber auch unakkreditierte Registrar-Positionen. Arbeiten unter gelockerter Supervision und können auch Interns und RMOs supervidieren. Gelegentlich sind dies auch sehr erfahrene Ärzte/Ärztinnen, die ihre Facharztprüfung mehrmals nicht bestanden haben, aber weiterhin als Registrar arbeiten. Im Notfall gibt es auch ausgebildete Hausärzte mit Notfalldiplom, die aushelfen.
- Consultant: Oberarzt/Oberärztin, supervidiert Interns bis Registrars.
- Head of Unit: Chefarzt/Chefärztin, wird in der Regel alle paar Jahre aus dem Consultant-Team gewählt; ggf. tritt die Person nicht erneut an.
Man duzt sich mit allen, einschliesslich der Patienten. Ich war immer Dr. Aline. In chirurgischen Fächern wird man manchmal nicht „Dr.“, sondern „Mr.“ (Mister) genannt und zwar auch dann, wenn man eine Frau ist.
Neben den regulären ärztlichen Aufgaben muss man auch periphere Venenkatheter legen, Blutentnahmen durchführen, männliche Blasenkatheter legen und Magensonden einführen. Im Notfall zusätzlich Frakturen gipsen und reponieren, im Schockraum zentrale Venenkatheter und Arterien legen, intubieren und Narkosen einleiten (es gibt keine Anästhesie-Abteilung im Schockraum). Da ich formal nicht im Airway-Management ausgebildet war, durfte ich keine Nachtdienste im Schockraum übernehmen. Auf der Bettenstation übernimmt man neben der Stationsarbeit auch „Admissions“, also die elektiven Aufnahmen sowie alle über den Notfall aufgenommenen Patienten auf der Station.
Zusätzlich muss man als Registrar oder erfahrener Assistenzarzt andere, weniger erfahrene Ärzte/Ärztinnen supervidieren. Entlassungsberichte muss man in der Regel selbst verfassen, diese werden jedoch meist nicht vom Oberarzt gelesen oder korrigiert.
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